Pferdiges

Bow-RiderHufspuren im Herzen…

...und Fellnasen an unserer Seite!


Neben unserer wilden Kampfeslust haben wir auch eine ganz weiche Seite und zwar die, mit der wir uns an unsere Pferde kuscheln.
Wenn wir mit den Pferden auf die Märkte fahren, dann geht es gar nicht in erster Linie darum eine tollkühne Reitershow zu bieten, sondern vor allem darum, gemeinsam mit ihnen ein paar schöne Tage zu verbringen. Wenn man morgens unter dem Sonnensegel hervorblinzelt und direkt auf die noch schlafenden Fellnasen schaut, dann fängt der Tag einfach perfekt an.
Es ist uns wichtig, dass die Pferde ebenso viel Spaß an den Aktionen und Shows haben wie wir. Wichtigste Grundlage dafür sind natürlich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier und eine fundierte Ausbildung der Zwei- und Vierbeiner. Alle Bow-Rider bilden ihre Pferde mit Geduld und Verständnis selbst aus und fördern vor allem ihre besonderen Talente, damit die gemeinsame Zeit allen Freude bereitet.
Auf dieser Basis gestalten wir auch unsere Darbietungen. Wir geben unseren Pferden die Gelegenheit, zu zeigen was sie können, stellen uns gemeinsam mit ihnen neuen Herausforderungen, respektieren aber auch stets ihre individuellen Grenzen. “Auf ein Pferd, das aus Angst gehorcht, ist kein Verlass. Es wird immer etwas geben, vor dem es sich mehr fürchtet als vor dem Reiter. Wenn es aber seinem Reiter vertraut, wird es ihn fragen, was es tun soll, wenn es sich fürchtet“, das wusste schon der französische Reitmeister Antoine de Pluvinel. Ganz gleich ob wir Kunststücke entwickeln, uns in Kampfkünsten üben oder mit dem Feuer spielen, alles was wir zeigen entsteht aus Verständigung, nicht aus Zwang. Doch die Verlässlichkeit ist bei Weitem nicht der einzige Grund, warum wir unsere Pferde nicht in „Show-Schablonen“ pressen. Es ist vielmehr der besondere Zauber zwischen uns und ihnen und die Faszination des Stolzes und der Lebensfreude die sie ausstrahlen, wenn sie sich einfach zeigen dürfen, wie sie sind.

Eure Tess




Bow-RiderVerwischte Geschichte...

Starke Frauen waren nicht immer gerne gesehen


Waren es die Männer, die Angst vor Machtverlust hatten oder die Kirche, die die Frauen lieber geknechtet sah. Welchen Grund hat es, dass man die Geschichte starker Frauen in den Büchern lieber nicht schrieb? Doch wer sucht, wird fündig. In jedem Bereich. Wir schauen uns hier mal in "unserer" Vergangenheit der Wikinger um. Es existieren zahlreiche Sagen über die Wikingerfrauen – darunter die Völsungasaga aus dem 13. Jahrhundert. Sie erzählt von „Schildmaiden“, die zusammen mit den männlichen Kriegern kämpften. Aus dem frühen 10. Jahrhundert gibt es einen Text. Der berichtet von Inghen Ruaidh („Rotes Mädchen“), einer weiblichen Kriegerin. Sie führte eine ganze Wikingerflotte nach Irland. Und durch die neuen Techniken lassen sich die Berichte beweisen. Ein Aufsehen erregendes Beispiel ist das bereits im Jahr 1878 entdeckte Grab eines offenbar sehr geachteten Anführers. Die Beigaben von Langschwert, Kampfaxt, Speer, Pfeile, Messer und zwei Schilde waren ihm beigegeben. Und ganz offenbar waren auch noch zwei Schlachtrösser eigens getötet worden. Ein historisch bemerkenswerter Fund auf der Insel Björkö. Ein wahrlich kampferfahrener hochrangiger Kriegeranführer. Der polnische Forscher Leszek Gardela hat bereits 2013 in einem Buchaufsatz Indizien zusammengetragen dafür, dass die Wikingerforschung in dieser Frage womöglich auf falschen Annahmen aufgebaut hatte. Trotzdem hat man erst jetzt das Skelett des Grabes Bj 581 gentechnisch auf sein Geschlecht bestimmt. Der Wickingerkrieger war eine FRAU. Die Radio-Isotop-Untersuchungen haben auch feststellen, dass die Kriegerin weit herumgekommen war, bereits seit ihrer frühen Jugend!
Mehr Infos findet Ihr hier: Kriegerinnengrab mit Pferden

Die Skythen waren ein Reiterkriegervolk aus der eurasischen Steppe. Viele Gräber enthielten kämpferische Beigaben. Also wurden die Bestatteten ganz simpel als männlich deklariert. Ein übliches Vorgehen unserer in Rollenverteilungen denkender Historiker. Heute wurde nachgetestet. Und von dem, was man "erst" jetzt weiß, jede dritte Frau war eine Amazone. So können wir immer weiter machen. Der Krieger von Niederstotzigen war weiblich und mitnichten ein Einzelfall. Im Baltikum, in England und in Skandinavien sind inzwischen Frauengräber mit Waffenbeigaben bekannt. Adeligen Frauen war es bis ins ausgehende Mittelalter hinein möglich, öffentlich mit in die Schlacht zu ziehen. Erst ab dem 13. Jahrhundert änderten die "Normen" das. Aber auch dann waren sie dabei. Eben als Mann getarnt, zogen sie in die Schlacht. Waren Offizier, wie Eleonore Prochaska oder Pirat, wie Mary Read und die Liste geht weiter und weiter...

Einen von vielen schönen Berichten findet Ihr zum Beispiel hier: Frauen an der Waffe

Eure Rosa




Bow-RiderWohlerzogene Mädchen...

...sind doch wild im Herzen


Wie wird eigentlich aus wohlerzogenen, angepassten, modernen Frauen ein kampflustiger, wilder Amazonen-Clan? Nun, das Geheimnis liegt wohl darin, dass wir schon immer eine etwas andere Definition von "wohlerzogen" hatten, "angepasst" als viel zu eng für unseren Freiheitsdrang empfanden und "modern" doch sowieso völlig überbewertet wird ;)
Irgendwie liegt uns das Wilde und Freie im Blut und wir haben uns entschlossen dem Raum zu geben. Warum wir das bewaffnet tun? Im Detail betrachtet hat wohl jede von uns ihre eigenen Gründe, vielleicht könnte man auch argumentieren, dass Waffen Macht geben, dass man sich damit gegen Unterdrückung wehren und für seine Freiheit kämpfen kann. Vielleicht ist es das Archaische, das uns mit unseren natürlichen Instinkten verbindet und die Faszination eines feingeschliffenen Bogens, eines flirrenden Pfeils, eines sicher geführten Speers oder einer glänzenden Klinge ausmacht, aber ganz ehrlich? Im Großen und Ganzen macht es einfach Spaß :D
Die meisten von uns beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit Pferden und zwar in aller Regel nicht wegen des sportlichen Aspekts, sondern einfach weil es eine der schönsten Arten ist, seine Zeit zu verbringen. Und wenn das Pferd nicht einfach nur ein Reittier, sondern ein Freund ist, dann ist es doch irgendwie naheliegend, dass man seiner Abenteuerlust zusammen mit den Fellnasen nachgehen möchte.
Und so kommt man dann von bunten Zirkustricks und kleinen Schaunummern plötzlich zu ganz neuen Herausforderungen. Ob man wie Rosa einen Bogenkurs geschenkt bekommt und dann auf die Idee kommt das auch zu Pferde umzusetzen ob man es schon in der Praxis sieht und beschließt, dass das so genial ist, dass man das jetzt auch unbedingt lernen möchte, ob man nach dem Bogenschießen feststellt, dass Speer und Schwert ja auch eine ganz eigene Faszination haben und man sich doch auch eigentlich noch mal im Axt werfen versuchen könnte... Wen das Fieber einmal gepackt hat, der weiß, was wir meinen.

Eure Tess



Bow-RiderWer "A" sagt...

Der Kampf mit der Authentik


Als wilde Amazonenhorde sind wir ja eigentlich dem „GroMi“ („Grob-Mittelalter“) zuzuordnen. Grob nicht etwa weil wir wenig sanft im Umgang mit unserer Beute - ganz gleich ob für den Grill oder für die Bettstatt ;) - sind, sondern vor allem deshalb, weil unsere Darstellung im historischen Kontext eher „grob“ ist. Mal abgesehen davon, dass sich die Gelehrten ja eh seit ewigen Zeiten streiten, wie kriegerisch das frühe Weibsvolk wohl gewesen sein konnte oder durfte, basteln wir seit Jahren was uns gefällt und wovon wir finden, dass wilde Reiterkriegerinnen das getragen haben könnten. „A“ hieß bei uns bis dato immer „a-mazonig“ und „a-benteuerlustig“ oder „a-mbientige A-bende am Lagerfeuer“, aber nicht unbedingt „a-uthentisch“, und „belegt“ sind bei uns vor allem die Frühstücksbrötchen.
Damit hatten wir auch viele Jahre unseren Spaß, doch nun ist es an der Zeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Inzwischen lagern und reiten wir weniger auf kunterbunten Spektakeln sondern haben vor allem die Museumswelt rund um die Turmhügelburg als zweites zu Hause für uns entdeckt. Doch „GroMi“ ist für gelebte Geschichte ja ein bisschen unkonkret und so machen die Bow Rider sich nun auf die Suche nach dem großen A – zumindest was das A-ussehen angeht.
„A“ ist offenbar die Kurzform von „A-aaaaaaaaarrrrrrrgh!“, jedenfalls ist das unser erster Eindruck nach dem die ersten Gespräche mit den Ä-xperten ganz schnell ergeben, dass das einzig ansatzweise Authentische an uns zur Zeit unsere Haut ist und das „zeitlos“ im Reenactment nicht wirklich ein Kompliment ist. Als wäre die Aussicht den Winter mit fröhlicher A-usstattungserneuerung zu verbringen nicht h-A-rt genug, heißt es nun also auch noch, eine Zeit zu finden, mit deren Mode sich alle anfreunden können, denn auch Amazonen sind ja doch irgendwo im Herzen immer noch Mädchen…
Die Burg gehört ins Hochmittelalter (HoMi) erklärt man uns und ein kurzer Blick auf die HoMi-Mode macht schnell deutlich, dass das mit unserem bisherigen Amazonen-Dasein mal so gar nichts gemeinsam hat und allen Klimatisierungs-Anpreisungen zum Trotz hält sich unsere Begeisterung für Sommertage in Ganzkörper-Wollgewändern auch sehr in Grenzen. Und zum auf dem Boden rumlümmeln, was ja nun einmal gute Bow Rider Tradition ist, erscheinen die Sachen auch nur sehr bedingt geeignet. Ein Blick auf die die Burg umlagernden Wikinger lässt vermuten dass wir im FrühMi - der geneigte Leser wird bis hier hin sicher das Abkürzungsprozedere durchschaut haben – eher heimisch sein könnten und so kommen wir schließlich zu dem Schluss, dass wenn wir im Namen des Burggrafen mit den Schildknappen antreten, wir für ein halbes Stündchen zu braven Woll-HoMis werden, im Lager aber weiter fröhlich barbarischen Sitten frönen können. Wer jetzt glaubt, damit hätten wir einen wunderbar einfachen Weg für uns gefunden, den laden wir bei Bedarf gern einmal zu unseren fröhlichen 5-stündigen Vortrag zum Thema „Unbändige Freude am Studium der 1001 widersprüchlichen Quellen zur Belegbarkeit frühmittelalterlicher Gewandung anhand kläglicher Überbleibsel“ und dem Folgevortrag „Das Mittealter war total bunt – aber die Farbe gab’s so nicht. Und die auch nicht. Und die auch nicht. Und die…“ ein ;) Aber wir wären ja keine Amazonen, würden wir uns dem Kampf nicht stellen...

Eure Tess